Bauerncordonbleu mit Reis

27.04.2020

Nun ist der zweiundvierzigste offizielle Tag der Ausgehbeschränkung in Wien. Ich schreibe Rezeptidee Nr. 80. Gestern Abend, nach unserer Wanderung mit dem Picknick, saß mein Chef gedankenverloren im Wohnzimmer. Er raunzte: "wann werden wir denn wieder in ein Gasthaus gehen können?" Ich gleich mal, wie es als Frau sein muss, beleidigt: "Wieso? Schmeckt dir mein Essen nicht mehr?". Meine Augen funkelten mit dem sternenklaren Himmel um die Wette.

"Nein, das nicht. Ich meine nur, wann können wir so ein richtig frisch gezapftes Bier in einem gemütlichen Gastgarten stemmen?" Gut, er hat nochmal die Kurve gekratzt.

Heute ist Montag. Wenn alles nach Regierungsplan läuft, dann können wir in rund drei Wochen in einem Gasthausgarten ein frischgezapftes Bier trinken. Zuprosten aus einem Meter Entfernung wird etwas schwierig werden und ob es gemütlich wird, mit dem Fetzen im Gesicht die Mass auszutrinken, bezweifle ich auch. Aber bitte, Chef will es so.

Noch sind aber die Gastgärten zu. Noch ist Chef meinen Kochkünsten ausgeliefert.

Ich räume einen Teil von unserem, sonst überladenen Tisch ab. Breite ein Tischtuch aus - hoppla, da sollten noch ein paar Flecken drauf. Gesagt - getan. Also bisserl authentisch soll es schon sein. Ich entschließe mich dann auch einen Brandfleck reinzumachen. Ma, das stinkt. Dazu das Besteck wie im Gasthaus in die Serviette gewickelt und einen nur noch halbblühenden Blumenstock am Tisch.

Ich reiße das Fenster weit auf und schreibe eine Speisekarte. Salz und Pfeffer sind laut aktueller Verordnung verboten. Meinen Platz daneben lasse ich aber. Ich verpicke meine Seite doch nicht mit Klebeband. Bin ja nicht bescheuert, darf es dann selbst putzen.

Chef kommt. Macht große Augen. Grinst wie ein Hutschpferd. Setzt sich nieder. Nimmt die Speisekarte. Gustiert. Bestellt den Suppentopf: "Sorry, schon aus". Er fragt nach der Leberknödelsuppe: "Sorry, keine Leberknödel mehr da." Die leere Suppe lehnt er ab.

Er bestellt die Stelze. "Sorry, heute schon aus!" Ebenso der Rindsbraten, der Schweinsbraten und der Kümmelbauch. Er bestellt das Bauerncordon Bleu. Na endlich, das haben wir.

"Gibt es Preiselbeeren dazu?". Sicher wir sind ja kein schlechtes Gasthaus, kostet aber extra. Dazu bestellt Chef ein frisch gezapftes Mass (= 1 Liter Bier). "Sorry, nur noch Dosenbier im Kühlschrank!" Er gibt sich geschlagen.

Es hat ihm geschmeckt. Nachspeise nimmt er heute keine. Na geh, da verrottet noch einiges im Kühlschrank.

Das Geschirr ist weggeräumt. Das Bier getrunken. Ich präsentiere die Rechnung "Bar oder Kreditkarte?" Ich lege ihn noch ein kleines Zuckerl dazu.

Also näher an die Realität hätte ich ihn heute nicht führen können. Bin richtig stolz auf mich.

Heute in Renates Krisenkochbuch:

Bauerncordon Bleu mit Reis

Ich nehme von meinen Vorräten:

  • Schweineschnitzel (Alternativ Kalb-, Huhn- oder Putenschnitzel)
  • Schinkenblätter
  • Käsescheiben
  • Zwiebel
  • Salz, Pfeffer
  • Ei
  • Brösel
  • Mehl
  • Reis

Schnitzel zwischen eine Klarsichtfolie oder in ein aufgeschnittenes Tiefkühlsackerl legen und leicht klopfen. Salzen und pfeffern. Eine Hälfte des Schnitzels mit einer Schinken- und einer Käsescheibe belegen. Anschließend die leere Seite über die gefüllte schlagen und mit Zahnstochern fixieren.

Die gefüllten Schnitzel durch die Panierstraße ziehen - also Mehl, Ei, Brösel. Eventuell nochmals Ei und Brösel, damit die Panier besser hält. Vorallem beim ersten Mal empfehlenswert.

Danach in heißem Öl beidseitig langsam anbraten.

Tipp zum Hühnercordon Bleu: Hühnerbrust im Ganzen einschneiden und in die Tasche Schinken und Käse legen

Dazu passen nach Wahl: Erdäpfel aller Art (Salat, Brat-, Petersil-, Kümmel-, Rosmarinerdäpfel, Pommes) oder Reis sowie Salat nach Wahl

Gerne werden auch Zitrone und Preiselbeeren dazu gereicht.

Alternativen zur Füllung: Speckscheiben, Geselchtes, Champignons, Pfefferoni, Bärlauch, Zwiebel, Gurkerl, Eierschwammerl, Gorgonzola,

Wichtig: die Schnitzel sollten nur in etwa gleich groß und dünner als sonst sein. Sonst wird es schwer mit dem zusammenklappen oder - rollen.

Mahlzeit. Bleibt gesund!

Wien, 27.04.2020