Blunzengröstl

14.04.2020

Nun ist der neunundzwanzigste offizielle Tag der Ausgehbeschränkung in Wien. Ich schreibe Rezept Nr. 60. Juhu, erste Lockerung in den Ausgehbeschränkungen in Österreich und auch in Wien. Ich eile frühmorgens ins Bauhaus. Gustiere zwischen Kettensägen und Rasenmähern. Jongliere mit Scheibtruhen und Gartengeräten aller Art. Öffne probeweise Türen bei Gartenhäuschen und sortiere Nägel nach Größen und Preisen.

An der Kassa schaut mich die sonst freundliche Kassierin genervt an. "Ist das jetzt ihr Ernst? Schon Lagerkoller, oder was?"

Auch den Herren vom Sicherheitsdienst, den Beamten von der Funkstreife und dem Schnellrichter kann ich mein Anliegen nicht verständlich machen. Nun, ich habe jetzt Hausverbot auf Lebenszeit.

Beleidigt ziehe ich weiter. Mein Weg führt mich in ein kleines Sportgeschäft. Nach einer Stunde Wartezeit stehe ich mit meiner Maske im Gesicht zwischen Laufschuhen, Snowboards und Sportfahrrädern. Ich schleppe einen großen Einkaufskorb zur Kassa. Und wieder hat die Kassierin keine Ahnung, was ich meine. Nun, zweites Hausverbot eingefahren. Mir wurscht.

Ich muss mich abreagieren. Ich ziehe zum blau-gelben Möbelhaus. Noch vor den Toren hält mich ein lebendiger Kleiderkasten auf. Ich versuche ihm zu erklären, ich will nur endlich einkaufen. Ich zahle mit einem Gutschein von der Polizei. Wir waren am Wochenende brav zu Hause. Davon bezahle ich meine Rechnung. Chef hat gesagt, wir bekommen einen Tausender, wenn wir zu Hause bleiben - nachzulesen beim Rezept 54.

Er droht mir mit Hausverbot und Zwangsjacke. "Nein!", brülle ich aus vollem Hals, "ich habe Hausverbot im Bauhaus - ist mir wurscht, da kaufe ich sonst auch nichts. Wir haben weder Garten noch Balkon. Handwerklich können wir auch nichts. Ich habe Hausverbot im Sportgeschäft. Mir wurscht, wir sind eh unsportlich. Aber nicht bei IKEA! Gerade hier, wo ich immer Krims-Krams kaufe, das wir weder brauchen noch Platz dafür haben! Nicht hier!" Ich bin außer mir. Der Typ schüttelt und rüttelt mich. Die Stimme kommt mir bekannt vor.

Ich schlage die Augen auf. Chef steht mir gegenüber: "Sag, was du jetzt geträumt? Du hast gelacht, geschrien, protestiert und wolltest überall die Rechnung an die Polizei schicken! Und überhaupt, was wolltest du beim schwedischen Möbelhaus? Das ist noch geschlossen. Corona-Lagerkoller, oder?"

Äh nein, äh alles gut. Gott-sei-dank! Hausverbot bei IKEA würde ich nicht überleben.

Heute in Renates Krisenkochbuch:

Blunzengröstl

Ich nehme von meinen Vorräten:

  • Blunzen = Blutwurst
  • Vorwiegend festkochende Erdäpfel
  • Zwiebel
  • Salz, Pfeffer
  • Öl, Butter oder Butterschmalz
  • Petersilie
  • Kren
  • Majoran

Die Erdäpfel kochen, auskühlen lassen. Dann schälen und in Scheiben schneiden. Zwiebel schneiden.

Öl erhitzen, Zwiebel anrösten. Erdäpfelscheiben dazu. Leicht anbraten, ab und zu vorsichtig umrühren.

In der Zwischenzeit Blunze von der Haut befreien, in kleinere Stücke schneiden und nach ca. 5 Minuten zu den Erdäpfeln geben. Bei mittlerer Hitze noch etwas schmoren lassen, dabei hin und wieder umrühren.

Mit Salz, Pfeffer, Majoran und Petersilie abschmecken. Mit gerieben Kren servieren.

Dazu passt entweder Sauerkraut oder knackiger Salat.

Mahlzeit. Bleibt gesund!

Wien, 14.04.2020