Ei-Sandwich im Glas

11.04.2020

Nun ist der sechsundzwanzigste offizielle Tag der Ausgehbeschränkung in Wien. Ich schreibe Rezept Nr. 54. Chef liest Zeitung, die er gerade bei unserem Zeitungsmann am Straßeneck geholt hat. Plötzlich schaut er auf und fragt mich: "Was machen wir mit eintausend Euro?"

Ich wirble herum, "hast im Lotto gewonnen?"

"Komm, also was machen wir mit eintausend Euro?", er lässt nicht locker.

"Also wir könnten Urlaub machen. Erinnere dich an die kleine Pension in dem schönen Wandergebiet, da gehen sich locker zwei Wochen aus. Wir könnten eineinhalb Wochen in Venedig in dem alten Hotel aus der Dogenzeit residieren! Wir könnten für eine Woche nach Holland fahren. Wir könnten rund zwanzig Mal super gut essen gehen. Oh, wir könnten mit einem Teil neue Klamotten kaufen. Oder wir könnten rund 10 Tage durch Ungarn touren. Wie wäre es mit zwei wunderschönen neuen Uhren unseres Lieblingsherstellers? Ein paar Reiseführer wären auch noch drinnen. Wir könnten eine längere Fotoreise unternehmen, soll ich gleich googeln? Z.B. wieder eine Lost-Place-Fotoreise? Oder die wir letztens in Berlin gesehen haben?"

Aufmerksam hört mir mein Chef zu. Sachte nickt er.


"Also, was ist, woher kommt der Tausender?", ich hüpfe im Zimmer auf und ab.

"Das ist ganz einfach..."

"Komm, mache es nicht so spannend!", ich platze vor Neugierde und Vorfreude, in meinem Kopf laufen noch hunderte Ausgabefilme für einen Tausender ab.

"Ist echt ganz einfach", er legt die Zeitung zusammengefaltet auf meine Tischhälfte, sodass mich die bunte Überschrift förmlich anspringt. Stolz ob seiner Idee meint er in typischer Chef-Art.

"Wir müssen nur zu Ostern zu Hause bleiben. Dann bleibt der Tausender in unserer Kasse und wandert nicht zur Polizei!"

Scherzküberl eben, mein Chef.

Daher gibt es heute in Renates Krisenkochbuch:

Ei-Sandwich im Glas

Ich nehme von meinen Vorräten:

  • Paprika
  • Paradeiser
  • Brot
  • Landfrischkäse
  • Ei
  • Salz, Pfeffer
  • Schnittlauch, Petersilie oder Kräuter nach Wahl

Alternativ:

Lachs, Creme fraiche, Senf, Honig, Dille, Thunfisch, Schinken, Speckwürfel, Gurke, Kräutertopfen, Salatblätter in dünne Streifen, Käsewürfel, Oliven, div. Aufstriche,... oder wieder mal, was der Kühlschrank bietet.

Eier hart kochen, abschrecken, auskühlen lassen, schälen und in Scheiben schneiden. Jetzt zu Ostern haben wir ohnehin genügend gekochte Eier.

Zwei Gläser herrichten.

Brot in kleine Würfel schneiden, ideal ist ein Pumpernickel, aber das mag bei uns niemand.

Gemüse waschen und in Würfel schneiden. Diesmal hatte ich kleine Paradeiser in Ostereierform. Zur jetzigen Zeit genau richtig.

In ein Glas erst Gemüsewürfel nach Wahl geben. Chefseite sind Paradeiser. Chefinseite ist Paprika. Dann Landfrischkäse. Dann Brotwürfel. Zum Schluss die Eischeiben.

Übrigens, somit sind meine gesammelten Gläser wieder im Einsatz. Gläser mit Schraubverschluss sind eine gute Idee, dann kann man das Ei-Sandwich-Glas z.B. ins Bad, zum Wandern, ins Büro mitnehmen.

Und jetzt gibt es einen Oster-Spiele-Samstag. Mit Rummykub, das wir in unserem Rumänienurlaub mit dem Opa der Vermieter stundenlang gespielt haben. Und mit einem italienischen Scrabble. Nein, wir können nicht italienisch, aber wir haben es auf einem Jahrmarkt in Venedig gewonnen. Und mit den vielen O's und I's ein richtige Herausforderung und schöne Erinnerung.

Mahlzeit. Bleibt gesund!

Wien, 11.04.2020