Faschierte Laibchen

Nun ist der vierundvierzigste offizielle Tag der Ausgehbeschränkung in Wien. Ich schreibe Rezeptidee Nr. 82. Chef steckt mit der Nase tief in seinem Bastel-Fachmagazin, das gestern endlich aus Deutschland gekommen ist. Wir hatten schon vermutet, unser Postler holt es diesmal zu Fuß aus der Druckerei und hängt wegen Corona an der Grenze.

Ich surfe gelangweilt durch das Netz. "Na da schau her, ab unserem Staatsfeiertag am Freitag dürfen private Treffen wieder stattfinden. Was da herumgestritten wird, glaubst ja nicht. Aber da muss ich ja noch einkaufen gehen."

"Mhmm...", Chef blättert lautstark in seinem Hochglanzmagazin.

"Aber was soll ich vorbereiten?"

"Das wäre eine Lösung, wie viel Platz hätten wir dafür?", er biegt ein Eselsohr in eine Seite.

"Das kommt drauf an, wie viele kommen. Also wenn wir zusammenrücken, gehen sich drei aus!"

"Schade, alles abgesagt. Da hätten wir hinfahren können", wirft Chef sehr betrübt ein.

"Nein, nicht wir fahren hin, die kommen zu uns. Da steht nur nicht wann und wie viele!"

"Ob das auf 2021 verschoben wird? Das muss in der Nähe von München sein!"

"Das ist eine Idee. Münchner Weißwürste mit Brezel und dem richtigen Senf. Muss aber aufpassen, man sagt, die dürfen das 12 Uhr läuten nicht hören!"

"Wer läutet?", Chef ist mit seiner Zeitung fertig.

"Die Weißwürste!"

"Geh, Schatz, die mag ich nicht. Die kannst essen, wenn wir wieder in Deutschland sind."

"Und was soll ich jetzt am Wochenende vorbereiten? Wenn die wirklich kommen?"

"Wer?"

"Sag, hast du mir nicht zugehört?", ich ziehe ein Schnoferl, "da schau, ab dem Wochenende sind private Besuche wieder erlaubt."

"Seit wann soll jemand zu uns kommen?"

"Nicht die Familie. Und keine Freunde. Das weiß ich eh, das haben wir schon vor Jahren abgestellt. Die paar Tage bis zur weiteren Gastronomielockerung halten wir auch aus. Aber da schau....", ich tippe mit dem Finger auf den Monitor, "da, wenn die Regierung häusliche Kontrollen anordnet stehen Polizisten vor der Tür. Die haben vielleicht Hunger..."

Heute in Renates Krisenkochbuch:

Faschierte Laibchen mit Kohlrabigemüse und Erdäpfel

Ich nehme von meinen Vorräten:

• Faschiertes (ich hatte noch einen Teil gemischtes und einen Teil reines Rindfaschiertes eingefroren. Normal reichen für uns beide rund 250 gr. Faschiertes. Diesmal war es doppelt, da wir auch meine Mutti und Freunde damit versorgen)
• Käse
• Semmelbrösel
• Zwiebel
• Kräuterlinge von Knorr (= ein Gewürz)
• Senf
• Ei
• Speckwürfel (ich habe immer die von Handl Tyrol, bereits geschnitten)
• Salz, Pfeffer
• Kohlrabi
• Wasser
• Suppenwürfel oder Suppengemüsepulver (ich habe das von Sonnentor im Glas)
• Butter
• Mehl
• Milch
• Muskat
• Petersilie
• Erdäpfel

Faschierte Laibchen sind bei uns, nach dem Rindsgulasch, Chef-Sache:

Faschiertes mit Käse, Zwiebel, Senf, Speckwürfel, Ei, Salz, Pfeffer, Kräuterlinge mischen. Etwas Brösel unter die Menge mischen. Danach Laibchen formen, in Brösel wälzen und herausbacken.

Alternativ: kann man auch Semmelwürfel, die in Milch getränkt wurden einarbeiten. Wer gerne pikant isst, kann noch Paprikapulver, Thymian, Worcestersauce, Chiliflocken untermischen

Den Rest darf wieder ich machen:

Kohlrabigemüse:

Kohlrabi schälen und würfelig schneiden (oder in Streifen). Das Wasser erhitzen, Suppenwürfel einstreuen, etwas Salz dazu. Die Kohlrabiwürfel einlegen und ca. 15 Minuten garen lassen. (je nach gewünschter Bissfestigkeit)

Die gegarten Kohlrabiwürfel abseihen und das Kochwasser auffangen.

Im selben Topf nun Butter erhitzen, mit Mehl stäuben, kurz anrösten (das Mehl sollte keine Farbe annehmen), mit Milch und etwas vom Kochwasser aufgießen, kurz aufkochen lassen. Die Kohlrabiwürfel dazu geben und durchwärmen lassen. Mit Salz, Pfeffer und geriebener Muskatnuss abschmecken. Wer möchte kann das Ganze noch mit Petersilie abrunden.

In das Gemüse passen auch gut Erbsen oder Karotten, die zum Schluss in den Topf geben und nochmals durchwärmen lassen.

Wer es cremiger und gehaltvoller möchte, kann das Gemüse auch mit Cremefraiche abschmecken.

Petersilerdäpfel:

Erdäpfel kochen. Schälen. Je nach Wunsch halbieren oder in Würfel schneiden. In einer Pfanne Butter anschmelzen, Erdäpfel dazu und etwas anrösten. Dann mit Petersilie bestreuen.

Mahlzeit. Bleibt gesund!

Wien, 29.04.2020