Palatschinken
Nun ist der achtunddreißigste offizielle Tag der Ausgehbeschränkung in Wien. Ich schreibe Rezeptidee Nr. 75. Forscher haben jetzt festgestellt, dass Corona unsere Träume beeinflusst. Der geänderte Alltag sowie Ängste, Sorgen oder neue Vorschriften ziehen nächstens durch unsere Ruhezeit. Ich kann das nicht sagen, im Gegenteil. In der Nacht ist es dunkel, ruhig und kuschelig. Nein, da lasse ich nichts zu. Habe ich auch gar nicht notwendig.
Forscher behaupten, man beginnt von seinen Ex-Freunden zu träumen. Na danke, das würde dann unter Alptraum fallen. Diese Zeit will ich nicht zurück, auch wenn sie damals ohne Krisenkochbuch war. Wir träumen von vergangenen Zeiten, weil wir auf der Suche nach Zuneigung und Normalität sind. Also wenn das so ist, dann müsste ich von der Zukunft träumen. Weil Normalität haben wir momentan keine.
Schon interessant, wofür Menschen bezahlt werden. Außerdem frage ich mich, woher die das wissen? Nachdem wir im Schlafzimmer keine Elektrogeräte haben, können wir einmal Überwachung ausschließen. Nachdem Besuche dort auch nicht hinkommen, kann niemand eine Wanze montiert haben. Also wo ist dann der Schläfer? Ich werde mal unsere Stofftiere befragen, vielleicht fällt einer um und verpfeift den anderen. Von irgendwo müssen Forscher die Daten ja bekommen.
Eines Tages wird mich so ein Traumforscher wecken: "Guten Morgen in der Zukunft. Corona war nur ein böser Alptraum!"
Und ich werde darüber herzhaft lachen! Und ihn einen Lügner nennen. Wenn ich brutal und schlecht drauf bin, einen verdammten Lügner. Denn mein Krisenkochbuch samt den Geschichten beweist, dass Corona kein Traum war. Denn, wie gesagt, in der Nacht, da schlafe ich. Oder glaubt der dann, ich wäre im Finstern in der Küche herumgeschlichen?
Heute gibt es in Renates Krisenkochbuch:
Palatschinken einmal süß, einmal pikant
Ich nehme von meinen Vorräten: Und mache es wie meine Freundin Susanne in Ungarn: einfach nach Gefühl. Aber ihre Palatschinken sind die Besten! Und die herrlichen Hortobayer Palatschinken - auf die freue ich mich schon!!
- glattes Mehl
- 1 Ei (oder auch 2)
- Milch
- Schuss Mineral
- Etwas Butter
- Prise Salz
Mehl, Milch, Eier, Salz mit dem Schneebesen in einer Schüssel glatt rühren. Ca. 10 Minuten stehen lassen, dadurch wird der Teig etwas dicker und danach nochmals gut durchrühren.
Sollte der Teig zu dick sein, mit etwas Mineral oder Soda verdünnen.
In einer beschichteten Pfanne einen Schuss Öl erhitzen (das Öl sollte ganz heiß sein, dann gelingt die erste Palatschinke sofort)
Dann etwas Teig mit dem Schöpfer in die heiße Pfanne geben, dabei die Pfanne schwenken, sodass der Teig gleichmäßig verteilt wird.
Mit dem Pfannenwender die Palatschinke mehrmals wenden und von beiden Seiten goldgelb backen.
Die fertigen Palatschinken bei 60 Grad im Backofen warm halten.
Mit beliebigen Füllungen belegen und zusammenrollen oder falten.
Füllungen:
Süß: Nutella, Marmelade, Topfen, Nuss, Mohn, Fruchtmus, Eis, Früchte, Schokolade, Erdnussbutter, ...
Topfenfülle: Ei, Topfen, Zucker, Vanillezucker, etwas flüssige Butter, Rosinen verrühren. Ich habe Cranberries genommen, die sind jetzt irgendwo in der Lade aufgetaucht, dafür waren die Rosinen aus. Wer möchte kann die Rosinen auch in Rum einlegen.
Pikant: Schinken, Käse, Faschiertes, ...
Hortobayer Palatschinken: gefüllt mit Kalbfleisch, das als Eintopf mit Zwiebeln, Gewürzen ähnlich wie ein Pörkölt zubereitet wird. Die Palatschinken damit füllen, die Enden eingesteckt und im Ofen mit Paprika und saure Sahne-Sauce backen. Das Gericht wurde ursprünglich für die Brüsseler Weltausstellung 1958 erfunden. Der Name hat nichts mit der Großen Ungarischen Tiefebene Hortobagy zu tun, der Name ist nur ein Werbetrick.
Gundelpalatschinken: liebt mein Chef, die besten gibt es in Budapest. Zumindest für uns. Die Füllung ist mit geriebenen Walnüssen, Milch, Staubzucker, Rum, Zimt und Rosinen. Garniert mit Schokolade und Schlagobers.
Mahlzeit. Bleibt gesund!
Wien, 23.04.2020