Paprika-Spiegelei-Blume
Nun ist der dreiundzwanzigste offizielle Tag der Ausgehbeschränkung in Wien. Gestern kam Chef von der Arbeit mit einem Blumenstock in der Hand. Seine Art DANKE zu sagen. Danke, dass ich in Corona-Zeiten den kulinarischen Betrieb mit wenig finanziellen Mitteln in unserem Haushalt aufrechterhalte.
Ich habe mir überlegt, ich könnte ja mal meiner Phantasie freien Lauf lassen und ihn mit einem ausgefallenen Frühstück überraschen. Frühstück ist ohnehin bei uns zu Normalzeiten nur im Urlaub möglich. Unter der Woche rauscht Chef schon um 06.00 in die Arbeit und am Wochenende rauschen wir frühmorgens schon zu Wanderwegen, Ausflugszielen oder sind mit unseren Bussen auf Achse.
Aber was machen? Ich bin ja kein Hotel. Und Chef auch kein großer Frühstücker. Stimmt. Im Urlaub biegt sich meine Tischseite mit Köstlichkeiten, während auf seiner Seite ein Teller mit Wurst und Käse mit zwei Semmeln steht. Tag für Tag. Land für Land. Hin und wieder tanzt er aus der Reihe, da kommt dann ein Brot mit Butter und Schnittlauch. Wow, welche Abwechslung. Übertreiben tut er sein Frühstück, wenn er sich mal ein kleines Glas Marmelade holt. Und den Höhepunkt bildet ein Mini-Croissant. Dann ist schon Feiertag.
Ich futtere mich bei Büffets am liebsten durch die heimischen Angebote, auch wenn nicht alles schmeckt. Aber gerade bei Büffets kann man sich nur wenig nehmen und probieren.
Tja, also was soll ich zaubern? Bei mir isst er auch mal was Ausgefallenes - ich fühle mich echt geehrt. Ok, bei mir muss er halt essen, was am Tisch kommt. Bin ja kein Hotel.
Nun, da er noch schläft, werde ich mal Frühstück vorbereiten. So wie er es gewöhnt ist. Und als kleine Draufgabe und Liebesbeweis gibt es dann noch eine Paprikablume.
Daher gibt es heute in Renates Krisenkochbuch:
Spiegelei-Paprika-Blume
Ich nehme von meinen Vorräten:
- Eine riesen Paprika
- Eier
- Salz, Pfeffer
- Öl oder Butter
- Schnittlauch
- Sekt
Paprika waschen. Beim Stiel aufschneiden (wie für gefüllte Paprika). Danach vorsichtig in ca. 1 cm - 1,5 cm breite Ringe schneiden. Die Höhe der Ringe variiert nach der Paprikagröße. Der Ring sollte auf alle Fälle einem Ei schön Platz bieten.
Öl/Butter in einer Pfanne heiß werden lassen, die Paprikaringe einlegen. Und in jeden Ring ein Ei schlagen. Achtung, das Öl nicht zu heiß werden lassen, sonst verbrennt der Paprika.
Ich habe die Ringe noch etwas angedrückt, bis das Ei leicht gestockt hat, sonst wäre ein Ring ausgeronnen. Der andere war brav.
Und dann langsam, wie bei einem Spiegelei, alles stocken lassen.
Mit einem Pfannenwender aus der Pfanne heben und anrichten. Dazu gibt es bei uns Waldviertler Brot von einem kleinen Bäcker. Den Brotbacken überlasse ich jenen, die es können. Ohne Küchenmaschine würde ich ohnehin nur Kanonenkugeln produzieren können.
Und unser Glas Sekt dazu.
Dann starten wir mal in den Tag. Abwechslungsreich zwischen Kochen, Fernsehen und Karten spielen. Und das unter der Woche. Ganz ohne Urlaub. Wenn wir das mal den nächsten Generationen erzählen, glauben die, wir sind schon senil.
Mahlzeit. Bleibt gesund!
Wien, 08.04.2020