Pferdemaisen mit Kochsalat und Rösterdäpfel
Nun ist der neunundfünfzigste offizielle Tag des Corona-Wahnsinns. Wir sind jeden Tag mehr auf dem Weg zur neuen Normalität. Ich schreibe Rezeptidee Nr. 98. Übrigens, seit 01.05. dürfen unsere Busse wieder rollen. Als ich am 17.03.2020 mein erstes Rezept am zweiten Tag der offiziellen Ausgehbeschränkung in Österreich ins Netz stellte, hatte ich keine Ahnung, was sich daraus entwickeln wird.
Niemand konnte mit dem Thema Corona so recht etwas anfangen. Niemand konnte ahnen, wie lange der Lockdown anhalten wird und welche Auswirkungen der Corona-Wahnsinn auf die Menschheit, die Wirtschaft, auf jeden einzelnen haben wird.
Glücklich alle, die gesund und munter diese Tage überstanden haben. Von Corona oder anderen Krankheiten verschont. Jeder einzelne hat mit anderen Sorgen, Ängsten, Bedrohungen zu kämpfen. Leicht war die Situation für niemanden bis heute und auch die Zukunft bereitet jeder Person andere Probleme.
Mein kleines Krisenkochbuch wurde mit der Zeit immer dicker. Dazu kamen Geschichten, die zu einem Art Tagebuch wurden und unseren Fans ein Lächeln ins Gesicht zaubern sollten. Wir haben heute den 59. offiziellen Tag der Ausgehbeschränkung und ich habe noch kein Rezept wiederholt. Dafür haben auch Chef und ich stundenlang Rezepte durchforstet, oft etwas getestet und nochmals getestet, ehe es für das Kochbuch reif wurde.
Die Zugriffszahlen stiegen an, fielen, stiegen wieder an. In den sozialen Medien wurde ich geliebt und gehasst, aus Gruppen für immer entfernt und gleichzeitig in neue Gruppen aufgenommen.
Das Kochbuch wurde für uns ein Tagesinhalt. Geschichten ausdenken. Rezepte suchen. Probieren. Nochmals kochen. Fotografieren. Sowohl die Gerichte als auch die Fotos sollten als Mutmacher für alle, die zum ersten Mal oder nach langer Zeit wieder kochen müssen, dienen.
Als die Gastronomie immer mehr auf Lieferdienste bzw. wieder auf Selbstabholung umstellte, sanken zum ersten Mal die Zugriffe. Der zweite große Einbruch kam, als der Schachtelwirt öffnete. Nun sind die meisten Geschäfte wieder offen. Menschen stehen im Berufsleben, eine neue Normalität beginnt, die Zugriffe werden täglich weniger. Rückmeldungen in sozialen Medien kommen kaum noch. Der Alltagsstress kehrt wieder ein. Ab morgen öffnet die Gastronomie, das Selbstkochen wird noch weniger werden.
Daher wird es Zeit, das Kochbuch langsam zu schließen. Da aber Chef und ich noch ein paar Rezepte ausprobiert bzw. auf der Wunschliste haben, schließen wir auf zwei Phasen. Mit heute wird das Tagebuch, also die Geschichten, zu Grabe getragen.
In diesem Sinne möchten sich Chef und ich einmal ganz herzlich bei allen unseren Fans und Wegbegleitern bedanken. Für die schöne Zeit mit euch allen. Wir bedanken uns bei allen, die immer wieder das Krisenkochbuch besucht haben, die mit uns kulinarisch durch diese schwere und ungewöhnliche Zeit gegangen sind.
Macht es alle gut! Bleibt gesund! Und innerlich hoffen wir alle, das Tagebuch nicht eines Tages für die zweite Corona-Welle wieder öffnen zu müssen.
In den nächsten Tagen wird es noch täglich ein Rezept geben. Für alle, die keinen Tisch in der morgen öffnenden Gastronomie ergattern oder mehr als 4 Personen wären. Mal schauen, wie lange wir mit unseren Rezepten und ich mit meinen Kochkünsten durchhalten bzw. wie lange noch ein paar Menschen sich auf unsere Seite verirren.
Heute in Renates Krisenkochbuch: Ausnahmsweise mal Pferdefleisch vom letzten Wiener Pferdefleischhauer. Die Maisen sind normal Saumaisen (Schweinsmaisen) und bestehen aus faschierten Laibchen, die mit einem Schweinenetz umhüllt sind und anschließend gepökelt werden. Das ist eine typisch österreichische Spezialität aus dem Waldviertel und Kärnten. Geschichtlich führt sie in die Zeit der Hausschlachtungen zurück, wo die Maisen zum Sautanz serviert wurden. Der Begriff dürfte von dem alt- und mittelhochdeutschen Wort meisili, das kleine Schnitte bedeutet, abstammen.
Pferdemaisen mit Kochsalat und Rösterdäpfel
Ich nehme von meinen Vorräten:
- Pferdemaisen
- Frischen Kochsalat (Hatte in etwa 1 kg - der reicht für 3 Portionen. Achtung, verkocht sich sehr)
- Butter
- Mehl
- Knoblauch
- Salz, Pfeffer
- Festkochende Erdäpfel
- Zwiebel
Erdäpfel kochen. Etwas auskühlen lassen. Schälen.
Kochsalat ist rasch selbst gemacht. Kochsalat putzen: Strunk herausschneiden, Blätter waschen, in siedendem Salzwasser kurz blanchieren. Sofort in Eiswasser legen (dadurch bleibt die Farbe grün erhalten). Aus dem Wasser nehmen, gut ausdrücken, grob hacken. Etwas Kochfond aufheben.
Butter zerlassen, Mehl darin anschwitzen, Zwiebel mitrösten, den Kochsalat dazu geben und mit dem Kochfond (Suppe oder Wasser mit Suppenwürze) aufgießen. 8-10 Minuten auf kleiner Flamme köcheln lassen.
Wer möchte kann noch TK-Erbsen dazu geben. Mit Knoblauch, Salz und Pfeffer abschmecken, fertig.
Wer es noch schneller möchte, greift zu Iglo Fertigware.
Zwiebel anrösten. Erdäpfel entweder blättrig schneiden oder reiben. Zum Zwiebel in die Pfanne und langsam Farbe annehmen lassen.
Ich würze dann noch alles mit Sieglindes Erdäpfelgewürz von Sonnentor.
Wasser erhitzen, Temperatur reduzieren. Pferdemaisen einlegen und ziehen lassen.
Anrichten. Servieren. Fertig.
Mahlzeit. Bleibt gesund!
Wien, 14.05.2020