Pizza
Nun ist der dreiundzwanzigste offizielle Tag der Ausgehbeschränkung in Wien. Kaum zu glauben, was wir Menschen alles aushalten. Nun sind wir schon über drei Wochen mehr oder weniger dauernd zu Hause. Wer nicht mit Homeoffice oder Homeschooling beschäftigt ist, versucht einen neuen Alltagstrott zu finden. Bei uns ist es essen, fernsehen, essen, fernsehen, essen, spielen.
Langsam hätte ich aber nichts gegen ein Ende. Leider haben wir nach den Vorgaben der österreichischen Regierung erst Halbzeit. Da kommt die berühmte Frage, halb voll oder halb leer?
Ich schreibe heute mein 50. Rezept. Gar nicht gewusst, dass ich in der Küche so kreativ sein kann. Küche bestand jahrelang aus Kaffeemaschine und Kühlschrank fürs kalte Bier. Mittlerweile unterhalte ich die halbe Welt mit meinen täglichen Geschichten und Rezepten.
Ich finde, ich habe mir eine Belohnung verdient und raunze meinem Chef vor:
"Führe mich doch aus! So ein schönes Candlelight-Dinner eben. Einen Ober mit weißen Handschuhen. Eine erlesene Speisekarte. Leise Musik. Ein sündteurer Rotwein in einem mundgeblasenen Weinglas. Ein weißes Damasttischtuch. Eine Murano-Glas-Vase mit dunkelroten Rosen. Das Besteck perfekt nach allen Regeln der Kunst drapiert. Und beim Blick durch das Fenster erhasche ich die aufbrausenden Wellen, die gegen die Naturküste schlagen. Ein Schiff kommt von links. Ob es ein Piratenschiff ist? Der Augenblick lässt Zeit für Träume!"
Mein Chef hört mir bedächtig zu. Dann schaut er mich liebevoll an: "willst ein Teelicht zur Pizza?"
Daher gibt es heute in Renates Krisenkochbuch:
Pizza
Ich nehme von meinen Vorräten:
- Tante Fanny Pizzateig eckig - der passt perfekt auf unser Backblech
- Tomatensauce (Dose oder frisch gemacht, dann brauchen wir Paradeiser, Oregano oder Basilikum, Zwiebel, Knoblauch, Öl, Zucker, Salz, Pfeffer)
- Käse
- Belag nach Wunsch
Alternativ kann man den Pizzateig selbst machen - das habe ich einmal gemacht. Danach hatten wir 2 Tage Pizza. War auch irgendwie öd. Für 2 Personen hat sich Tante Fanny wirklich als praktisch erwiesen.
Für größere Essgruppen oder Leute, die einen dickeren Boden lieben:
- 500 g Mehl (Pizzamehl gibt es im Supermarkt)
- 250 ml Leitungswasser lauwarm
- 1 EL Meersalz
- 1 EL Zucker
- 2 EL Olivenöl
- Würfel Germ
Dampfl ansetzen - Germ mit Zucker und ca. 60-70 ml Wasser auflösen. Mehl mit Salz vermengen und Öl sowie das Dampfl untermischen. Mit dem restlichen Wasser gut verkneten. Nachdem wir keine Küchenmaschine haben, habe ich es mit der Hand gemacht. Geht auch. Dauert halt länger, denn der Teig muss so lange geknetet werden, bis er geschmeidig wird und sich von der Schüssel löst.
Ein feuchtes Geschirrtuch über den Pizzateig legen und an einem warmen Ort etwa 30 Minuten gehen lassen. Danach den Teig in 4 gleichgroße Stücke teilen, nochmals durchkneten und wieder 30 Minuten zugedeckt gehen lassen.
Ich habe den restlichen Teig damals in den Kühlschrank gelegt (fragt mich nicht warum) - jedenfalls ist der aufgegangen, das glaubt man nicht.
Aber wie gesagt, für uns zwei macht Tante Fanny den Teig. So oft essen wir Pizza eh nicht.
Danach den Teig mit Tomatensauce bestreichen. Entweder Tomatensauce aus der Dose oder frisch gemacht.
Frisch gemacht geht schnell und mache ich immer wenn ich genügend Paradeiser habe. Diese kurz in heißem Wasser blanchieren und anschließend häuten.
Zwiebel und Knoblauch anschwitzen, die Tomaten dazu, eine Prise Zucker und die Gewürze dazu. Einige Minuten einköcheln lassen. Fertig.
Weiter geht es mit der Pizza: Also zuerst Teig, dann Tomatensauce, dann Käse und dann nach Lust und Laune belegen.
2/3 ist Chef-Seite, daher mit Männerbelag: Speck, Schinken
1/3 ist Renate-Seite, daher Frauenbelag: Ei, Mozzarella, Schinken, Paprika, Radieschen, Chili
Darauf kommt noch Pizzagewürz und dann ab in den Backofen.
Manchmal gibt es auch Pizza nach Art des Hauses: einfach, was der Kühlschrank loswerden möchte.
Bei Tante Fanny nach Packungsanleitung - wobei das Backblech ganz unten am Ofen liegen sollte
Bei Ober- und Unterhitze rund 12-15 Minuten backen.
Mahlzeit. Bleibt gesund!
Wien, 08.04.2020