Pute in Erdäpfelkruste
Nun ist der fünfundvierzigste offizielle Tag der Ausgehbeschränkung in Wien. Ich schreibe Rezeptidee Nr. 83. Ein freundliches Hallo schlägt mir entgegen. Ein warmer Händedruck. Ein herzliches "schön, dass ihr da seid!". Meine Reisegruppe ist ob der persönlichen Begrüßung durch die Wirtsleute ganz außer sich. Wir kommen gerade von einer exklusiven Sonderschifffahrt mit der Donaunixe durch den sagenumwobenen Strudengau. Gemütlich, bei herrlichstem Sonnenschein, schipperten wir auf der Donau gegen Wien.
Nun gut, soweit auch nicht, sonst wären wir jetzt nicht, gerade richtig zur Mittagszeit beim Hirschenwirt in Nölling angekommen. Meine Gäste sind zufrieden, der Wiener Schmäh rennt. Schon bald haben alle ihr Plätzchen gefunden und Frau Falkensteiner begrüßt die Gruppe. Sie stellt die Region und vor allem die Hagebutte, die regionale Frucht vor. Die Chefin und ihr Team wird nun die Reisegäste verhetscherln. Klar, Hetscherl ist die Hagebutte.
Rasch und freundlich werden die frischgekochten Speisen serviert. Mir läuft das Wasser im Munde zusammen. Ich sitze, wie fast immer am letzten Tisch und esse schon mal geistig von den Tellern der Gäste mit. Es duftet so herrlich im sonnenlichtdurchfluteten Wintergarten. Mein Essen kommt. Ich drehe den Kopf zur Seite.
Wäh, da ist alles nass. Ich fahre erschrocken hoch. Na geh, nein. Der halbe Kopfpolster schwimmt. Igitt. Wer? Was? Woher? Ich schaue an die Zimmerdecke. Nein, die ist dicht. Da kommt kein Wasser rein. Also woher kommt es dann?
Achso. Ich habe gesabbert! Kein Wunder, bei den köstlichen Gerichten. So realistisch war mein Traum. Na geh, nichts mit den regionalen Spezialitäten. Ich liege in Wien im Bett. Keine gut gelaunten Gäste rund um mich. Plötzlich bin ich hellwach. Noch ist aufgrund Corona alles gesperrt. Noch stehen unsere Busse in den Garagen, sitzen unsere Gäste zu Hause und die Küche in Nölling ist kalt.
Ich stehe auf. Krame in meinem Bücherregal. Irgendwo steht das Kochbuch "Geflügelküche" von Frau Herta. Mit einer persönlichen Widmung: "der besten Fotografin ever". Leider bin ich für die Fotos im Kochbuch noch nicht verantwortlich, da wir uns erst später kennenlernen durften.
Ich stöbere darin. Mein Traum kann nicht wie eine Seifenblase zerplatzen. Ich mache heute das Gericht von Seite 39. Das hebt meine Stimmung und verkürzt die Zeit bis zum nächsten Besuch, wo ich mich verhetscherln lasse. Und das habe ich mir nach der Krisenküche mehr wie verdient!
Heute in Renates Krisenkochbuch:
Pute in Erdäpfelkruste
Ich nehme von meinen Vorräten:
- Putenschnitzel
- Erdäpfel
- Eier
- Salz
- Majoran
- Mehl
- Öl
Putenschnitzel, waschen, trocken tupfen und leicht klopfen. Salzen.
Erdäpfel schälen, mit dem Gemüsehobel raspeln und in eine Schüssel geben. Eier verquirlen und unter die Erdäpfel mengen. Alles salzen und mit Majoran würzen.
Die Putenschnitzel in Mehl wenden und anschließend durch die Erdäpfelpanade ziehen. Rasch arbeiten, da die Erdäpfel schnell braun werden.
In heißem Fett beidseitig goldgelb backen.
Da die Erdäpfel schon eine Art Beilage sind, reicht man nur Salat. Grünen Salat, Gurke, roten Rüben.
Rezept aus dem Kochbuch: Geflügelküche von Herta Falkensteiner. Ich darf es freundlicherweise nachkochen, fotografieren und im Krisenkochbuch anführen.
Mahlzeit. Bleibt gesund!
Wien, 30.04.2020