Quiche

01.05.2020

Nun ist der sechsundvierzigste offizielle Tag der Ausgehbeschränkung in Wien. Ich schreibe Rezeptidee Nr. 84. Jetzt habe ich mal nachgedacht, was ich momentan am Meisten vermisse. Was wird das erste sein, dass ich morgen nach Öffnung der Geschäfte und weiterer Lockerung der Ausgehbeschränkung machen werde?

Gestern war in der Zeitung eine ganze Liste von öffnenden Geschäften. Der Shopping-Guide für das Wochenende. Nun, das ist schon mal gelogen, denn eigentlich ist es ja nur Samstag. Chef hat mich nicht gelassen - ich wollte meine Favoriten ankreuzen. Ich soll nicht kindisch sein, hat er gesagt. Also habe ich mir heimlich nochmals die Zeitung aus dem Altpapiersackerl geholt.

Schauen wir mal. Die Shoppingcenter fallen mal aus, habe gerade gesehen, wie in Südafrika Menschen für Lebensmittelpakete bis zu 4 KM anstehen. Gott-sei-dank sind wir nicht so schlecht dran. Wir haben Lebensmittel genug, aber Shoppingentzug. Jedes Land kämpft mit eigenen Corona-Problemen. Nein, da mache ich nicht. Die SCS z.B. lässt nur 18.000 Kunden rein. Wenn ich da zu spät komme, kann ich stundenlang warten. Ich weiß es von mir, drinnen kann ich Stunden verbringen.

Fressnapf. Das wäre doch eine Idee, da wird der Andrang nicht so groß sein. Ich erinnere mich noch, wie ich mal mit Mutti shoppen war. Was bin ich in der einen Abteilung erschrocken. Es war ein sauheißer Sommertag. Kein Mensch im Geschäft. Aquarienabteilung im ersten Stock. Ich etwas gelangweilt. Und plötzlich raschelte es hinter mir auf brutalste Art und Weise. Ich machte zwei Satz nach vorne, nein, ich rannte um mein Leben. Mutti lachte. Es seien nur Heuschrecken für die Tiere im Terrarium. Die sind eh in einer Schachtel. Danke, da gehe ich am Samstag nicht hin. Und Tier haben wir sowieso keines.

Pagro. Das wäre eine Lösung. Ich brauche ohnehin eine Packung Kopierpapier. Wobei, wenn die Geschäftslage bei mir so weiter geht, habe ich noch genügend Blätter bis Jahresende. Nein, da gehe ich nicht hin, da kaufe ich immer Bastelzeugs. Das staple ich dann zu den letzten Einkäufen. Sogar jetzt in Corona-Zeit hatte ich keine Zeit zum Basteln. Oder auch keine Lust, um ehrlich zu sein.

Schauen wir weiter. Die Technikgeschäfte. Das wäre fein. Eine Batterie für die Küchenwaage, die wird bald ihren Geist aufgeben. Aber dafür stundenlang anstellen? Reizt mich ehrlich gar nicht.

Tja, da wäre noch die Textilbranche. Wobei wir festgestellt haben, der Kasten geht eh schon über. Glaube, da muss ich morgen nicht gleich hin. Ich sollte mich doch zuerst aufraffen und einmal aussortieren und Platz für neues schaffen.

Langsam wird mir angst und bange. Da raunze ich die ganze Zeit, dass alles zu ist und jetzt weiß ich gar nicht, wo ich hingehen soll. Nein, übersättigt bin ich nicht. Nein, wir haben in der letzten Zeit auch nichts online gekauft, weil wir nie online kaufen. Aber eigentlich geht mir momentan nur eines fürchterlich ab: Meine Mutti und unsere Freunde. Wir werden uns demnächst alle treffen. Nur leider, auf ein gemütliches Essengehen mit einem Plausch im schattigen Garten, auf das müssen wir auch nach dem 15.05. noch länger warten - wir sind nämlich 5 Erwachsene und es dürfen nur 4 an einem vorreservierten Tisch sitzen. Ob irgendwer von uns noch als Kind durchgehen würde? Dann dürften wir alles zusammen ein Bier stemmen und ich mich endlich bekochen lassen.

Eine Quiche ist ein, in einer runden, flachen Form gebackener herzhafter Mürbeteig mit unterschiedlichen Füllungen bzw. Auflagen, die ein Gemisch aus Eiern und Milch enthält. Die französische Bezeichnung "Quiche" wurde um 1845 von dem Wort Kichel oder Kuechel, das aus dem Raum Lothringen stammt, abgeleitet.

Heute gibt es in Renates Krisenkochbuch:

Quiche

Typisch mit Speck und Käse: Quiche Lorraine oder Speckkuchen oder Lothringer Specktorte

Ich nehme von meinen Vorräten:

Für den Mürbteig für eine Form mit rund 26 cm Durchmesser

  • 125 gr. kalte Butter
  • 250 gr. glattes Mehl
  • 2 EL kaltes Wasser oder Milch oder Weißwein
  • ½ TL Salz

Oder: 150 gr. kalte Butter, 250 gr. Mehl, 1 EI, Prise Salz, 2 EL Wasser, 1 ½ EL Parmesan

Für die Thunfischauflage: was ich hatte - wieder mal Reste verwertet

  • Thunfisch aus der Dose von Rio Mare
  • Paprika (Reste eines grünen und eines Spitzpaprikas)
  • Paradeiser (auf Chef seiner Seite. Wer schon länger das Kochbuch verfolgt, weiß, dass mir Paradeiser nach dem Leben trachten)
  • Stangensellerie
  • Creme Fraiche (mit Kräuter, noch etwas im Becher)
  • Griechisches Joghurt
  • 1 Becher Bresso, der auf Verarbeitung wartet
  • Salz, Pfeffer
  • Lauch
  • Emmentaler
  • Kräuter nach Wahl

Für die Speckauflage: oder was der Kühlschrank hergibt

  • Speck oder Schinken
  • Käse
  • Zwiebel
  • Schlagobers
  • Eier
  • Muskatnuss
  • Salz, Pfeffer

Backofen auf 180 Grad Ober- und Unterhitze (Umluft 160 Grad) vorheizen. Wird die Quiche gegen Ende zu dunkel, einfach Alufolie darüber.

Mürbteig für alle Quiche:

Die kalte Butter in Flöckchen schneiden und rasch mit dem Mehl, etwas Wasser, einer Prise Salz zu einem glatten Teig verarbeiten. Mindestens 30 min. rasten lassen.

Quicheform buttern. Den Teig so groß ausrollen, dass eine passende runde Form damit ausgelegt und der Rand noch etwas hochgezogen werden kann. Wenn der Teig bricht, einfach etwas Teig einlegen und mit den Fingerknöcheln in die Form bringen. Den Teig oberhalb des Randes abschneiden und öfters mit einer Gabel einstechen. Passend rund geschnittenes Backpapier darüber legen. Das Backpapier zerknüllen und wieder ausbreiten, dann lässt es sich gut verarbeiten und ausbreiten.

Darauf kommen Linsen oder andere Hülsenfrüchte - das nennt man "Blindbacken". Schön bis in die Ecken arbeiten.

Dann für rund 15 Minuten ab in den Backofen (2. Schiene von unten).

Hülsenfrüchte nicht wegwerfen, sondern ab in ein leeres Glas und aufheben. Die kann man immer wieder verwenden. Vorsichtig beim Herausnehmen - die sind sehr heiß!

Wer nicht vorbacken möchte, macht die Quiche fertig und schiebt die Form für die ersten 15 Minuten direkt auf den Backofenboden bei Ober- und Unterhitze. Nach 15 Minuten dann auf die 2. Schiene von unten und fertig backen.

Wer den Teig nicht selbst machen möchte, kann auf Tante Fanny zurückgreifen.

Danach den Teig belegen, dazu gibt es unterschiedliche Arten:

· Guss und Auflage vermischen:

Alle flüssigen Zutaten (also Eier, Rahm, Frischkäse, Creme fraiche, ....), Salz, Pfeffer, Muskatnuss würzen und verquirlen. Geriebenen Käse dazu. Die trockenen Zutaten (also Speck, Fisch, Gemüse) schneiden und untermischen. Alles auf dem vorgebackenen Teig verteilen.

· Guss, dann Auflage: so habe ich es gemacht, ist wie bei einer Pizza

Zuerst den Guss (flüssige Zutaten) über den Teig leeren. Dann die Auflage (trockene Zutaten) darauf verteilen.

Danach alles noch für rund 30-45 Minuten in den Ofen (Kerntemperatur sollte bei 90-95 Grad liegen)

Dazu grünen Salat. Oder Gurkensalat. Oder welchen man halt möchte.

Eine Quiche ist, sofern man sich nicht nur an das Original hält, eine sehr vielfältige Speise:

Alternativ für den Guss: Creme fraiche, Rahm, Frischkäse, Ziegenkäse (Streichfähig), Topfen, griechischer Joghurt

Den Belag kann man nach Lust und Laune variieren:

Spinat, Lauch, Spargel, Brokkoli, Artischocken, Oliven, Karotten, Radieschen, Kohlrabi, Karfiol, Bärlauch, Mangold, Eierschwammerl, Fenchel, Walnüsse, Brie, Äpfel, Paradeiser, Zucchini, Erbsen, Melanzani, Birnen, Lachs, Sardinen, div. Käsearten wie z.B. Ziegenkäse, Blauschimmel, Mozzarella, Wurstreste, Kräuterseitlinge, gehobeltes Rot- oder Weißkraut, ....

Übrigens, eine Quiche lässt sich wunderbar tiefkühlen. Zum Auftauen die gefrorene Torte mit Wasser bepinseln und bei 140 Grad Heißluft oder Ober-Unterhitze aufbacken. Die Kerntemperatur von 70 Grad ist ausreichend heiß.

Mahlzeit. Bleibt gesund!

Wien, 01.05.2020