Rindfleischsalat
Nun ist der neunundvierzigste offizielle Tag des Corona-Wahnsinns. Wir sind auf dem Weg zur neuen Normalität, sofern die Lockerungen keine neuerlichen Rückfallquoten hervorrufen. Ich schreibe Rezeptidee Nr. 87. Abstand halten. Egal wo man ist. Wurscht, ob ein Babyelefant zwischen uns steht oder ein Kreuz, ein Kreis oder Einkaufswagen. Mindestens einen Meter. Ein Meter? Ehrlich, ich konnte noch nie schätzen. Und Babyelefant habe ich selten mit. Ich komme nicht zu Kibali, unserem Elefantenbaby im Zoo Schönbrunn, da dieser gesperrt ist. Wie viel ist dieser verdammte Meter?
Als eines der ältesten Naturmaße gilt die Elle, die ursprünglich von der Länge eines Unterarmes abgeleitet wurde. Die Einheit war besonders unter Schneidern sehr beliebt, daher sagt man bis heute auch umgangssprachlich ellenlang. Fein, hilft mir auch nichts, denn sogar heute haben die Schneider noch zwei unterschiedliche Schneiderellen, nämlich einmal 50 und einmal 100 cm. Da kenne ich mich wieder nicht aus.
Rechts vom Riesentor am Stephansdom in Wien befinden sich noch heute, und das schon seit 1450, zwei längliche Metallstäbe, die sogenannte Wiener Tuch- und Leinenelle. Wobei der kürzere Stab, die Wiener Tuchelle 776 mm und die längere, die sogenannte Leinenelle 896 mm misst. Also wieder kein Meter.
Ein Einkaufswagen ist rund 80 cm lang. Also wenn ich den in den Rücken des Vordermanns oder der Vorderfrau schiebe, bin ich eigentlich schon zu nahe dran. Wenn das ein Polizist sieht, bekomme ich gleich eine saftige Strafe.
Nun stellt sich aber die Frage, wie das ist - ich kenne das aus dem Straßenverkehr mit den Abstandsüberwachungen. Ich fahre brav auf der rechten Spur, halte Abstand zum vorderen Fahrzeug. Sehe schon von weitem auf der Brücke die Abstandsmessgeräte und just in diesem Moment drängt sich ein Fahrzeug zwischen uns beide. Juhu und es blitzt. Gut, normalerweise können die Geräte das sehr wohl erfassen, da sie einen längeren Zeitraum überblicken. Aber wie ist das jetzt unterwegs. Als Fußgänger, in den öffentlichen Verkehrsmitteln, im Supermarkt, im Einkaufszentrum, am Postamt? Wie kann ich dann beweisen, dass ich einen Meter Abstand gehalten habe, bis sich hier jemand reingedrängt hat? Ich glaube, ich werde in Zukunft nur noch mit meinem Anwalt nach draußen gehen. Aber wenn er dann näher kommt, um meinen Einspruch vorzubereiten, wir dann von einem Polizisten gesehen werden, dann fängt der Trouble schon wieder an. Einzige Lösung ist, der Anwalt muss bei uns einziehen. Dann leben wir alle im selben Haushalt und gehen rechtmäßig auf die Straße.
Heute in Renates Krisenkochbuch:
Rindfleischsalat
Ich nehme von meinen Vorräten:
- Reste vom gestrigen Rindsbraten (es geht auch das gekochte Rindfleisch aus der Suppe)
- Zwiebel
- Gekochte Eier
- Paprika (Spitzpaprika war noch da)
- Kürbiskernöl
- Essig
- Salz, Pfeffer
Ein richtiges Restlessen, nachdem gestern vom Rindsbraten noch ein Stück übrig geblieben ist, Chef heute arbeiten ist, ich fotografieren war, gibt es kalte Küche.
Alles schneiden (Entweder in Streifen oder in Würfel), vermischen. Mit Essig, Kernöl, Salz und Pfeffer abschmecken. Fertig. Dazu gutes Bauernbrot.
Wer möchte kann den Salat aufpeppen: Paradeiser, grüner Salat, Bohnen (ev. Käferbohnen), Kapern, Essiggurkerl, Kren, Knoblauch, frische Kräuter
Mahlzeit. Bleibt gesund!
Wien, 04.05.2020