Scheiterhaufen

15.04.2020

Nun ist der dreißigste offizielle Tag der Ausgehbeschränkung in Wien. Ich schreibe Rezept Nr. 62. Heute Vormittag war bei uns noch die Hölle los. Ich war ratlos. Die Hotline der Feuerwehr war belegt. Auch Wega und Cobra hatten keinen Empfang. Die Rettung hat gemeint, wegen so etwas fährt sie nicht aus. Und der Polizei war es wurscht, die können hier nichts tun.

Die Schmerzensschreie vom Chef durchdrangen mich wie, wenn mich ein Messerwerfer permanent trifft. Nach meinen hilflosen Telefonaten durchsuchte ich die Wohnung nach der Brandsalbe. Das dauerte etwas. Was ich da alles gefunden habe! Dinge, die ich gar nicht gewusst habe, dass wir die überhaupt haben und wofür die sein sollen.

"Aua, mach weiter. Es tut so weh!" Achja, Chef war ja auch noch da. Mensch, wie der litt.

Als ich die Creme gefunden habe, war die Tube leer. Tja, ich brauche die oft genug selbst. Sorry, Chef.

Vor lauter Angst habe ich Mutti angerufen. Wir haben uns köstlich unterhalten. Die hat sich vor Lachen nicht mehr eingekriegt. Nach über 45 Minuten waren wir dann endlich fertig. Lösung hatte ich aber keine.

Mir blieb dann nur noch ein Hilferuf an eine Freundin, die mal Krankenschwester war. Wir haben dann knapp zwei Stunden geplaudert. Sie hat sich richtig gefreut.

Nur ich habe Chef vergessen, der sich vor Schmerzen gekrümmt hat. Sorry, aber immerhin hatte ich nach einem herzlichen Lachanfall ihr Notfallrezept. Ich sollte Chef ein Bier und einen Schnaps geben. Und ein kleines süßes Goodie - sie hat gemeint, das hilft bei Kleinkindern immer. Daher auch das heutige Mittagessen.

Dann war alles gut. Chef ist auch manchmal so patschert. Aber immerhin haben wir jetzt alle mal gut unterhalten. Für mich bleibt es zwar immer noch ein Rätsel, wie sich Chef beim Abwaschen an einer EISKALTEN Pfanne so heftig verbrennen kann....

Heute in Renates Krisenkochbuch:

Scheiterhaufen

Ich nehme von meinen Vorräten:

  • Eier
  • Milch
  • Zimt
  • Vanillezucker
  • Kristallzucker
  • Zitrone
  • Altbackenes Weißbrot, Semmel oder Brioche - ich habe noch eine Osterpinze (nur bitte vorher das gekochte Ei rausnehmen ;-))
  • Äpfel
  • Geriebene Nüsse
  • Rosinen
  • Rum
  • Gehobelte Mandeln
  • Butter
  • Salz
  • Staubzucker

Eier trennen. Das Eiklar beiseite stellen. Rosinen in Rum legen.

Wer, so wie ich, mit Eischnee auf Kriegsfuß steht, kann auch die Eier ganz lassen und in die Milchmischung geben. Dann gibt es eben keine Eischneehaube.

Backrohr auf 180 Grad Ober- und Unterhitze (160 Grad Umluft) vorheizen.

Dotter mit Milch, Zimt, Vanillezucker, Kristallzucker, Prise Salz verquirlen. Gebäck in ca. 1 cm dicke Scheiben schneiden. Wer möchte kann das Brot entrinden, ich lasse es aber immer ganz.

Äpfel schälen (ich lasse sie gerne mit Schale, da hier die meisten Vitamine sitzen, ist aber Geschmackssache), entkernen und in Scheiben schneiden. Zitronensaft auspressen und über die Äpfel träufeln, damit diese nicht sofort braun werden.

Wenn es eine Biozitrone ist, kann die Schale in die Milch gerieben werden.

Eine hohe Auflaufform mit Butter ausstreichen. Wer möchte kann die gebutterte Form mit Brösel, Nüssen, Mandeln oder Mohn bestreuen.

Nun die Brotscheiben in die Eimischung tauchen und damit den Boden der Form belegen. Darüber kommen Äpfel, Rosinen, etwas Zimt und Zucker. Bei mir noch geriebene Nüsse.

Noch eine Lage Brotscheiben, ebenfalls in die Eimischung getaucht.

Noch eine Lage Äpfel, Rosinen, Zimt und Zucker. Darüber nochmals eine Lage eingetauchte Brotscheiben. Die restliche Milch über alles leeren.

Auf mittlerer Schiene rund 30 Minuten backen.

Eiklar zu Schnee schlagen.

Scheiterhaufen aus dem Rohr nehmen. Backofen auf 220 Grad aufheizen. Eischnee auf der Oberfläche verteilen. Mit den Mandeln bestreuen. Ca. 5 Minuten auf der untersten Schiene hellbraun backen. Oder mit einem Bunsenbrenner abflämmen. Herausnehmen und ca. 10 Minuten abkühlen lassen.

Bei uns ist die Schneehaube extra klein, da wir nicht so Freunde davon sind.

Scheiterhaufen mit Staubzucker bestreuen und servieren.

Dazu passt eine Vanillesauce. Die mag aber Chef nicht und meine Waage hat sie mir verboten.

Alternativ:

Wer möchte kann Äpfel, Rosinen, Zimt und Zucker mischen und braucht somit nur noch alles mit einem Löffel auf die Brotschicht auftragen.

Äpfel können in Scheiben oder Würfel geschnitten werden.

Wenn das Brot schon etwas härter ist, dann einfach länger in die Milchmischung tauchen.

Ich mache den Auflauf immer zur Resteverwertung und verwende eine Glasschüssel. Wenn sich unten die Flüssigkeit verfestigt hat, dann ist er für mich fertig.

Scheiterhaufen ist eine in Österreich weit verbreitete Mehlspeise. Im Südwesten Deutschland gibt es die verwandte Speise Ofenschlupfer. Beim Ofenschlupfer wird meistens alles waagrecht geschlichtet.

Mahlzeit. Bleibt gesund!

Wien, 15.04.2020