Wiener Suppentopf

Nun ist der vierzehnte offizielle Tag der Ausgehbeschränkung in Wien. Es ist Sonntag. Tag des Herren. Daher hat Chef schon für unser Frühstück gesorgt (Siehe Wurstsalat). Corona bedingt läuft bei uns den ganzen Tag der Fernseher. Und die haben nichts anderes zu tun, als einen Krimi zu bringen, wo einer der Kommissare einen Wiener Suppentopf isst. Und mein Chef bekommt einen Gusto. "Kannst jetzt so was machen?"

Hallo? Bitte? Es ist Sonntag! Und in der Küche steht kein Rindvieh, wo ich ein Stück abschneiden kann. Und wir sind auch nicht, wie sonst meistens am Sonntag in einem Gasthaus, wo eine Speisekarte aufliegt und qualifizierte Köche für das leibliche Wohl sorgen. Woher soll ich eine Suppe bekommen? Und nein, eingefroren ist auch keine mehr, die haben wir schon verbraucht. 

Ein Welpe kann nicht treuer und herzzerreißender schauen. "Ist ja nur eine Suppe", raunzt mein Chef in die schlechte Zimmerluft.

Nun, dann suchen wir mal und schauen was in der Zauberküche zu finden ist.

Daher gibt es heute in Renates Krisenkochbuch:

Wiener Suppentopf in Corona-Zeiten

Ich nehme von meinen Vorräten:

• Packung Suppengemüse (jö, da liegen noch 3 in der Gemüselade)
• Öl
• Weißwein
• Zwiebel
• Salz
• Knoblauch
• Lorbeerblatt
• Pfeffer
• Wacholderbeeren

Im Tiefkühler finden sich noch Leberknödel (Fertig vom Radatz) und interessanterweise zwei kleine Schüsselchen mit geschnittenen Rindfleisch, wo sogar noch drauf steht: "Rindfleisch für Suppentopf". Chef triumphiert. Ich klopfe mir als Eichhörnchen der besonderen Art auf die Schulter. Suppennudeln gibt es sowieso. Glück braucht der Mensch in grauen Corona-Tagen.

Zwiebel grob würfeln. Suppengemüse putzen und grob schneiden.

Öl erhitzen. Zwiebel anrösten. Suppengemüse anrösten. Mit Wasser und etwas Weißwein (sorry, aber den habe ich dann doch lieber getrunken, war die letzte Flasche) auffüllen. Bei mittlerer Hitze aufkochen.

Knoblauch hacken, Gewürze dazu, alles in die Brühe geben. Bei milder Hitze 45 min. offen kochen. Sollte Schaum entstehen, gelegentlich abheben.

Brühe durch ein, mit einem sauberen Geschirrtuch ausgelegtes Sieb in einen Topf gießen. Nachdem ich gleich mehr Suppe gemacht habe, diese bei starker Hitze auf die Hälfte einkochen lassen. Entweder auskühlen lassen, in Plastikbehälter füllen und einfrieren. Oder abgekühlt in Eiswürfelsackerl füllen und einfrieren. Oder noch heiß in Schraubgläser füllen (hält sich im Kühlschrank bis zu 3 Tage, im Tiefkühler mehrere Monate).

So habt ihr immer eine Gemüsebrühe auf Lager und ich eine Grundsuppe für den Notfall-Suppentopf.

Wasser in einem Topf erwärmen - Leberknödel direkt aus dem Tiefkühler einlegen und langsam gut 15 Minuten ziehen lassen. In einem anderen Topf Nudeln kochen.

Wenn alles fertig ist zu einem Suppentopf zusammenbauen. Normalerweise wird der Alt-Wiener-Suppen in einer geschlossenen Suppenterrine serviert. Deshalb auch die Bausteinfotos. Bisschen Spaß im Fotostudio muss sein.

Kleiner Tipp für Fans von Cremesuppen: Wenn das Gemüse weich gekocht ist, einfach pürieren, mit Schlagobers (Creme fraiche, Rahm), Salz und Pfeffer abschmecken. Mit Petersilie bestreuen und servieren.

Muss ehrlich zugeben - war echt lecker.

Mahlzeit. Bleibt gesund!

Wien, 29.03.2020