Wurstfleckerl

29.05.2020

Nun ist der vierundsiebzigste offizielle Tag des Corona-Wahnsinns. Ich schreibe Rezeptidee Nr. 114. Heute ist Freitag, 29.05.2020, ein Tag vor dem Pfingstwochenende. Wir sind im fast komplett gelockerten Corona-Wahnsinn. Wenn man auch über manche Lockerungen den Kopf schütteln kann. Wie z.B. bei Hochzeiten, die jetzt mit 100 Personen erlaubt sind, aber nur 4 am selben Tisch sitzen dürfen, getanzt wird nur mit Personen aus dem gleichen Haushalt bzw. alleine.

Und was wird aus Chef und Krisenköchin? Nach vierundsiebzig Tagen und 114 Rezepten heißt es an den Abschied zu denken. Für uns ist es an der Zeit sich zurückzuziehen, sich auf unsere eigene neue Normalität zu konzentrieren. Unsere eigenen Probleme und Sorgen, die in der Corona-Zeit in eine Schublade gelegt wurden, wieder herauszukramen, mit den neuen, nie gewollten Sorgen mischen und nach vorne schauen. Die Scherben zu sortieren und versuchen zu kleben.

Und so beginne ich gleich frühmorgens voller Tatendrang den Kühlschrank, der erstmals seit Corona-Beginn, wieder recht leer ist, ganz auszuräumen und auszuwaschen. Einmal alles zu sortieren, was sich hier so angesammelt hat. Ich habe es geschafft, mir ist weder etwas verschimmelt, noch vergammelt. Durch mein Krisenmanagement und die Krisenküche hatte ich alles recht gut im Griff.

Dennoch, da liegt noch ein Packerl Tiroler Speckwürfel, da noch ein Stückerl von der Wiesbauer Bergsteiger, hier noch ein wenig andere Hartwurstsorten, die so nicht wirklich mehr gegessen werden. Da noch ein Stück Geselchtes.

Nach der Kühlschrankputzaktion geht es an die Reste von Erdäpfel, Zwiebel,... Upps, ich könnte einige davon schon anbauen, insbesondere jene, die ganz nach hinten gerutscht sind. Nun, dann nehmen wir doch die Wurstreste, eine Zwiebel und aus dem Abstellraum die letzten Fleckerl in der roten Dose, dann kann ich diese auch gleich auswaschen.

Erste Ziele für heute erreicht. Jetzt habe ich einmal vorgekocht, denn wenn Chef heute kommt, hat er sicher Hunger und es muss schnell gehen. Nach einer kleinen Internet-Pause jetzt geht es dann ans alte Weißbrot, das zu Brösel wird. Dadurch habe ich in der Küche wieder einen Bröselteppich, daher kommt danach der Staubsauger zum Einsatz.

Dann gibt es eine Pause zum Frühstück, wenn Chef in der Dienstpause vorbeischneit. Hier steht eine Reste-Eierspeise am Programm. Dazu nehme ich die letzten 4 Eier, die Gemüsereste, etwas Schinken und Käse. Dazu gibt es Knoblauchbrot - also die alten Toastbrotscheiben, die schon leicht hart sind, in Stücke schneiden, mit Butter und Knoblauch in der Pfanne anbraten. Sind wieder super gut und die letzten Scheiben sind auch sinnvoll verwertet.

Wenn Chef wieder arbeiten geht, geht es ans Fensterputzen, auch wenn der Tag heute wieder Regen verspricht, möchte ich den Dreck loswerden. Wir sehen schon kaum mehr raus, in den letzten Regentagen hat sich so viel Schmutz angesammelt, unfassbar. Die Vorhänge dürfen auch gleich eine Runde in der Waschmaschine drehen. Der restliche Corona-Staub wird gemeinsam mit Chef am Wochenende auf die Reise geschickt - erinnert euch, der Staub hat uns ja versprochen nach Berlin zu fahren.

Auf alle Fälle wird mit Pfingsten einmal die Corona-Zeit verabschiedet und somit auch noch heute das Krisenkochbuch geschlossen. Ich stelle mich jetzt in die Küche um das letzte Rezept vorzubereiten. Bis später.

Heute gibt es in Renates Krisenkochbuch:

Wurstfleckerl

Ich nehme von meinen Vorräten:

  • Zwiebel
  • Speck (gewürfelt, ich nehme den fertig gewürfelten von Handl Tyrol, eine Packung reicht für uns beide)
  • Alle Wurstreste, die sich im Kühlschrank tummeln
  • Salz, Pfeffer
  • Öl

Zwiebel schälen, schneiden, anbraten. Wurstreste klein schneiden und mit dem Speck zu den Zwiebel geben und mit anbraten

Die Fleckerl nach Packungsanleitung in Salzwasser kochen.

Danach Fleckerl gut abgetropft mit der Wurst vermischen.

Auf meine Fleckerl gebe ich gerne gerührten Sauerrahm.

Mahlzeit. Bleibt gesund!

Wien, 29.05.2020