Wurst- und Grammelknödel

20.04.2020

Nun ist der fünfunddreißigste offizielle Tag der Ausgehbeschränkung in Wien. Ich schreibe Rezeptidee Nr. 72. "Ab Mitte Mai darf die Gastronomie wieder öffnen. Wahrscheinlich, wenn nichts dazwischen kommt. Wenn die Zahlen nicht steigen. Wenn die Sonne scheint. Wenn die Bevölkerung brav ist. Wenn Corona sich verzogen hat. Wenn....

Wenn ich nicht mehr kochen will, wird dann früher aufgesperrt? Wir haben so viele gute Gastrolokale in Österreich. Wieso muss ich dann täglich kochen?", jammere ich, meine Nase in der Zeitung vertieft, meinen Chef an.

Plötzlich nimmt er mir die Zeitung aus der Hand, schaut mich groß an und greift mir an die Stirn. "Spinnst? Wir machen jetzt kein Gasthaus auf, nur weilst ein paar Fans hast, die glauben, die Speisen schmecken so gut wie sie am Foto aussehen!"

Ich schaue ihn verdattert an. "Willst du mir sagen, ich koche schlecht? Willst du sagen, die Fotos sind schöner, als meine Gerichte schmecken?"

"Nein, nein, meine kleine Krisenköchin", er nimmt mich in den Arm, "nein, deine Gerichte sind zehnmal besser als deine Fotos. Deshalb sollst ja kein Lokal aufmachen, denn du sollst nur für mich kochen!"

Aha, da hat er ja nochmals schnell die Kurve gekratzt. Aber wie kommt er auf die Idee mit dem Lokal? Wieder mal typisch Mann, oder? Nur die Hälfte zu hören und gescheit reden.

Heute in Renates Krisenkochbuch:

Wurst- und Grammelknödel

Ich nehme von meinen Vorräten: - es waren 13 Stück

  • 1 kg mehlige Erdäpfel
  • etwas griffiges Mehl
  • 30 gr. Grieß
  • 1 Ei
  • Salz, Muskat

Für die Fülle:

  • Wurstreste, Fleischreste, Grammeln
  • Zwiebel (geröstet)
  • Petersilie
  • Salz, Pfeffer

Für den Teig:

Erdäpfel kochen, noch warm schälen und reiben. Grieß, Salz, Muskat, das Ei dazu und gut vermischen. Etwas Mehl untermischen, bis ein geschmeidiger Teig entsteht.

Bei Zimmertemperatur rund 30 Minuten rasten lassen.

Für die Fülle:

Die Zutaten klein schneiden oder mit einer Küchenmaschine faschieren (dann heißt es Hascheeknödel), kleine Kugeln formen und tiefkühlen. Soll sich so leichter verarbeiten lassen. Nachdem ich dafür aber nicht geschaffen bin, nehme ich aber immer etwas Teig in die Hand, drücke eine Mulde rein, gebe die Fülle rein und drehe sie zu Knödel. Finde ich leichter. Aber jeder wie er will.

Grammelknödel: Grammeln zerkleinern und mit Salz, Pfeffer, Petersilie und Zwiebel abschmecken

Wasser zum Kochen bringen, Temperatur reduzieren. Knödel einlegen und ohne Deckel im Wasser ziehen lassen. Wenn diese oben schwimmen, sind sie fertig.

Kleiner Tipp: ein Probeknödel zeigt, ob der Teig schon fest genug ist.

Mit Sauerkraut oder Salat anrichten. Mahlzeit.

Sauerkraut nehme ich entweder frisches vom Naschmarkt oder wenn ich nicht dazukomme, eines aus dem Packerl. Auf alle Fälle erwärme ich es noch mit Wacholderbeeren, Lorbeerblättern und Kümmel.

Übrigens, der Teig eignet sich auch für einfach Erdäpfelknödel als Beilage z.B. zu Rinds- oder Schweinsbraten.

Die Knödel lassen sich, leicht gekocht, gut einfrieren - Achtung, die sollten nicht zusammenkleben, also nach Corona-Manier getrennt einfrieren.

Mahlzeit. Bleibt gesund!

Wien, 20.04.2020